Uns gehört die Stadt!
Wien lebt 2018 – auf der WOHNSTRASSE!
Inge Holzapfel
Straßen gehören nicht nur den Autos, sondern uns allen! Vor allem Wohnstraßen bieten viele, oft noch zu wenig genutzte Möglichkeiten zum Verbessern der Lebensqualität im Grätzl. Ein Fest in der Pelzgasse bot Gelegenheit zu erleben, welche öffentlichen Räume noch darauf warten genutzt zu werden.
„Es wäre doch großartig, wenn die eine oder andere Wohnstraße in Zukunft wirklich als verlängertes Wohnzimmer von Menschen aller Altersgruppen im jeweiligen Grätzel genutzt wird. Daher lasst uns gemütlich im Liegestuhl sitzen, ein Buch lesen oder plaudern, ein Rad schlagen, mit dem Roller Kurven drehen oder mit dem Fahrrad gegen die Einbahn fahren.“ Unter diesem Motto lud space and place am 28. September 2018 zum ersten „Tag der Wohnstraße“ in die Pelzgasse – im 15. Gemeindebezirk.
Space and place, eine Gruppe engagierter Menschen, die sich mit kultureller Raumgestaltung im öffentlichen, urbanen Raum beschäftigt, will Menschen zum unbeschwerten und unterhaltsamen Austausch bewegen. Im Zuge der Aktion „WOHNSTRASSENLEBEN“ wollen sie herausfinden, wie man eine Wohnstraße „wohnzimmertauglich“ machen kann.
Die Pelzgasse ist schon seit längerem Wohnstraße, aber davon ist meist nicht viel zu bemerken. Autos, die hier im Schritttempo fahren sollten, brausen durch die Gasse, auf der Suche nach einer Parklücke oder die Gasse als Schleichweg nutzend um dem täglichen Verkehrsstau zu entkommen. Spielende Kinder, flanierende Menschen, wie es sich für eine Wohnstraße gehört, sieht man hier selten.
Aber an diesem Freitag Nachmittag war alles anders. Anrainer*innen und befreundete Initiativen richteten sich auf der Straße wohnlich ein und gestalteten im Nu die Autostraße zu einem wunderbaren Ort der Begegnung.
Mit einer auffälligen Bodenmarkierung wurde signalisiert, dass es sich hier um eine besondere Straße handelt. Autofahrer*innen wurden angehalten, über richtiges Verhalten in Wohnstraßen informiert und gebeten, im Schritttempo zu- oder abzufahren.
Das Kollektiv Raumstation richtete sich auf der Straße wohnlich ein und geht-doch.wien machte Urlaub auf der Wohnstraße. Tische wurden aufgestellt, Klappsessel und Liegestühle, die zum Verweilen und Plaudern bei Kaffee und Kuchen, Saft und kleinen Snacks einluden. Die große WOHNSTRASSEN-TAFEL fand viel Zuspruch. Alice, eine Anrainerin, öffnete das straßenseitige Fenster ihrer Wohnung und lud PassantInnen zum „Fenster-Kaffee“.
Wir vom „Lebenswerten Matznerviertel“ brachten Bücher zum Stöbern und gratis Mitnehmen und kredenzten Saft und Brote – vor allem den vom Toben durstigen und hungrigen Kindern. Stolz verteilten wir unser neues Baby, die VORwORTe, und freuten uns über viel Zuspruch und reges nachbarschaftliches Interesse, was denn so alles los sei in unserem Grätzl.
Kleine und große Menschen verwandelten die Fahrbahn in einen Spielplatz zum Malen, Tanzen zu Livemusik, Herumtollen, Radfahren. Bälle kullerten immer wieder die Straße hinunter und versteckten sich unter so manchem parkenden Auto. An den Kleiderständern vom Projekt: Garderobe flatterterten bunte Pullis, Hosen und Hemden im Wind und es wurde zum Kleidertausch eingeladen. Bei einem Quiz erfuhr man Spannendes über die Wohnstraße und „Shared Walks“ erkundeten gemeinsam mit Interessent*innen das Grätzl
Dass sich der Einsatz lohnt, zeigte nicht nur der große Zuspruch von Anrainer*innen, Autofahrer*innen und Passant*innen. Die „Initiative Pelzgasse“ konnte einen großen Erfolg feiern, denn durch ihren Einsatz soll nun nicht nur ihre Wohnstraße, sondern gleich das ganze Grätzl umgestaltet werden. Frau Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Merja Biedermann stellte weitere bevorstehende bauliche Änderungen vor, die die Wohnqualität verbessern werden.
Alles in allem ein gelungener, fröhlicher Nachmittag mit vielen, spannenden Aktivitäten, die auch ganz spontan entstanden – Raum und Platz zum Kennenlernen und Ausprobieren, dass die Straße nicht nur den Autos gehört, sondern uns allen!