Möbel und mehr
Eigentlich könnte er längst seine wohlverdiente Pension genießen. Aber dann würde etwas fehlen in unserem Grätzl. So ein Glück. dass er einfach Freude hat an seinem Geschäft.
Ich kann mich gut erinnern, wie begeistert ich war, nun auch in unmittelbarer Nähe Körbe und kleinere Rattan-Möbelstücke kaufen zu können. Hatte ich doch die Ausstellungsstücke vom „Bienenkorb“ auf meinem Schulweg im-mer bewundert …
Das ist mehr als 45 Jahre her. Der Laden in der Mariahilferstraße ist schon vor Jahren verschwunden, „unser“ Obereg-ger in der Ameisgasse aber verkauft immer noch Möbel aus Naturmaterialien.
Korbwaren Oberegger. Vielleicht das letzte Geschäft in Wien, in dem man noch eine nennenswerte Auswahl an ech-ten Rattanmöbeln findet. Diese sind nach wie vor gefragt.
Allerdings sind die Fakes aus Kunststoff, die Bau- und Möbelhäuser oft anbieten, eine ernstzunehmende Konkurrenz: auf den ersten Blick scheinen die Kunststoffmöbel nämlich haltbarer und v.a. im Outdoor-Bereich pflegeleichter. Welch ein Irrtum!
Vor allem an heißen Tagen zeigen sich die Qualitäten des Natur-Materials: denn die „Plastikmöbel“ werden heiß, weich und verbiegen sich. Das Sonnenlicht lässt das Material außerdem schnell altern.
Rattan ist eine Schmarotzerpflanze, die schneller nachwächst, als man sie schneiden und verwerten kann. Dafür hält sie Hitze und Kälte aus und geht nur durch Gewalt kaputt, so erzählt der Chef. Auch die Möbel aus Weidenruten sind Naturprodukte: ökologisch und nachhaltig.
Ich habe Herrn Oberegger gefragt, ob ihm aus seiner langjährigen Praxis spezielle Erlebnisse zum Thema „Wohnen“ einfallen. Hier seine Antworten:
Eines Tages kommt eine schwangere Kundin, um einen Babykorb zu kaufen; der Chef zeigt ihr alles, was er hat. Nichts scheint zu passen; vor allem die Ränder scheinen meist zu hoch zu sein. In seiner Verzweiflung meint Herr Oberegger schließlich: „Dann bleibt nur mehr ein Hundekorb!“ Das war der Volltreffer. Eine zufriedene Kundin ver-lässt sein Geschäft.
Ein anderes Mal sucht eine Kundin eine Wiege, die sie an der Decke aufhängen kann. Ihr scheinen die Ränder bei keiner hoch genug zu sein. Bis sie eine Baumschaukel entdeckt. Nachdem ein Korbflechter die seitlichen Öffnungen zugeflochten hatte, war der Babykorb perfekt und alle Beteiligten glücklich.
So schreibt das Leben viele spannende Geschichten entlang der Vorortelinie. Erzählen Sie uns doch Ihre!
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