Herzensangelegenheit

Entlang der Vorortelinie gibt es mehrere Sanierungs-Projekte der Immobilienfirma Ulreich. Daher baten die VORwORTe zum Interview:
VORwORTe: Herr Ulreich, Sie sind uns aufgefallen, weil es im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung einige Immobilien-Erneuerungs-Projekte gibt, die Ihren Namen und Ihre Handschrift tragen. Haben Sie zu dieser Gegend im Westen Wiens, insbesondere zum 14. und 16. Bezirk eine besondere Beziehung?
Herr Ulreich: Ich bin generell bekennender Vorstadtfan. Als Zuwanderer aus dem Burgenland ist für mich Wien viel mehr als die Innere Stadt. Der wahre Charakter, die echte Persönlichkeit unserer Metropole zeigt sich für mich in den Vorstädten. Ich habe mein erstes Immobilienprojekt im 14. Bezirk umgesetzt. Ja, ich liebe die versteckten Grätzel, die Märkte, die Häuser im Westen Wiens mit ihrem Charme. Ich spüre dort mehr von Wien als am glatten Stephansplatz.
Was besonders auffällt ist, dass die Natur und die Farbe Grün nicht nur in den Projektnamen häufig wiederkehren („La Verde Vita“, „Garden State“, Green Heart“, …) sondern tatsächlich etwas mehr Natur ins Grau der früheren Vororte bringen. Täuscht der Eindruck, oder steckt da auch eine Philosophie dahinter?
Ich würde es nicht als Philosophie bezeichnen, ich sehe das als eine Grundhaltung und als meine höchstpersönliche Verantwortung. Wir müssen mit den vorhandenen Ressourcen einfach so sorgfältig, schonend und umweltfreundlich wie möglich umgehen. – Jeder in seinem Bereich. Für mich als Bauträger heißt das, dort, wo es möglich ist, wieder Grünräume zu schaffen. Und zwar so viel wie möglich und so naturnah wie möglich. Häuser zu bauen ist für mich nie nur ein Beruf gewesen, sondern immer eine Herzensangelegenheit.
Konzentrieren Sie sich bei der Schaffung von Wohn- und Geschäftsräumen auf die Nutzung bzw. Revitalisierung alter Substanz?
Ich bin Bauträger geworden, weil ich Lebensraume verschönern wollte – im Burgenland gibt es leider unzählige sehr hässliche Wohnbauten, die mich schon als Kind geprägt haben. Natürlich fühlt man sich dann in Wien von diesen alten Baujuwelen ganz besonders angezogen. Man möchte ihnen neues Leben einhauchen und sie zukunftsfit machen. Wenn dies bautechnisch und wirtschaftlich noch möglich ist, saniere ich immer, sonst muss ich neu bauen. Bei Neubauten versuche ich aber auch, meinen persönlichen Ansprüchen punkto Grünflächen und ökologische Nachhaltigkeit sowie dem Stadtbild gerecht zu werden.
Was scheint Ihnen bei der Planung von Wohnraum besonders wichtig? Was wird Ihrer Ansicht nach derzeit oft besonders vernachlässigt?
Im Eigentumsbereich achte ich darauf, dass alle Kundenwünsche bestens und optimal von uns umgesetzt werden. Dazu braucht es Fingerspitzengefühl, denn oft müssen wir den Kunden auch Hilfestellung geben, um Ihre Wünsche überhaupt einmal herauszuarbeiten. Bei Mietwohnungen achte ich vor allem auf die Funktionalität, sprich einen guten und praktikablen Grundriss. Persönlich schaue ich darauf, dass wirklich jede Wohnung entweder über eine Freifläche verfügt oder zumindest über einen Blick ins Grüne.
Sie haben in den letzten Jahren bereits mehrfach lokale Initiativen im 14. Bezirk unterstützt; etwa indem Sie ihnen unentgeltlich Räumlichkeiten zur Zwischennutzung überlassen haben (Stichworte „Elchmarkt“, „Pop-Up-Café“, „Grätzelwohnzimmer“) – Wieder dieselbe Frage: Täuscht der Eindruck, oder steckt da auch Ihre persönliche Philosophie dahinter?
Es ist keine Philosophie, dass man, wenn man über mehr Ressourcen verfügt, diese auch der Allgemeinheit oder für spannende, gemeinnützige Zwecke zur Verfügung stellt. Für mich ist das eine Selbstverständlichkeit und ehrlich gesagt finde ich auch, dass man eine solche gar nicht betonen soll.
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