Gemeinschaftsgarten-Boom in Wien
[im] Vor zehn Jahren wusste kaum jemand, was ein Gemeinschaftsgarten ist. Doch mittlerweile ist Urban Gardening im Mainstream angekommen. In ganz Wien gibt es mittlerweile über 100 solche Gärten. Ihre „Artenvielfalt“ ist fast genauso groß wie das, was darin angebaut wird.
Früher hat der gartenbewegte Mensch der Stadt ein Fleckchen Grün abgetrotzt: Guerrilla Gardening nannten das die Pionier*innen. Sie haben sich z.B. ein Stückchen bebaubare Fläche bei der U-Bahn-Station Längenfeldgasse quasi „unter den Nagel gerissen“.
Mittlerweile sind die meisten Bezirke selbst daran interessiert, ihren Bürger*innen ein kleines Stückchen Land zur gemeinschaftlichen Nutzung zu ermöglichen. Gartenpolylog ist eine Organisation, die von Anfang an dabei war und Interessierte unterstützt. Wer sich heute mit dem Gedanken trägt, ein paar Beete in der Stadt zu bepflanzen, holt sich am besten Hilfe von Gartenpolylog, denn sie haben den Überblick, gute Netzwerke und viel Erfahrung.
Die herausfordernden Phasen liegen vor allem am Anfang: Eine geeignete Fläche zu finden ist besonders in den inneren Bezirken schwierig, an der Vorortelinie ist noch etwas mehr Platz vorhanden. Auch die Gebietsbetreuungen können beim Finden von Flächen helfen. Garteninteressierte haben auch die Möglichkeit, bei der Lokalen Agenda – ein Programm zur Beteiligung von Bürger*innen an nachhaltiger Stadtentwicklung – und bei den Bezirksvorstehungen nachzufragen. Am besten ist es, schon mit einer Handvoll Gleichgesinnter zu starten und sich in der Anfangsphase beim Organisieren der Treffen Hilfe z. B. von Gartenpolylog zu holen.
Denn herauszufinden, welche die geeignetste Form ist, welche Bedürfnisse die Mitgärtner*innen haben, welche Bedingungen an die Fläche geknüpft sind etc. ist mit erfahrener Unterstützung viel leichter zu schaukeln.
Rund 80 Gemeinschaftsgärten sind auf der Gartenkarte von Gartenpolylog eingetragen. Dazu kommen rund 20-30 von „wohnpartner“ in Gemeindebauten umgesetzte kleine Gärten. Und eine „Dunkelziffer“ an weiteren Gärten wird vermutet.
Die klassische Variante: Gemeinsam gründet man einen Verein. Dieser pachtet eine kleine Fläche, auf der Hochbeete aufgestellt werden. Die sind im Durchschnitt ein bis eineinhalb Quadratmeter groß. Jede*r Gärtner*in betreut das eigene Beet. Darüber hinaus gibt es eine gemeinsame Infrastruktur, z.B. einen gemütlichen Tisch und Bänke zum Zusammensitzen und einen kleinen Geräteschuppen.
Es gibt aber auch mutigere Gärtner*innen, die Beetgruppen bilden oder gänzlich offene Beete haben: Da darf dann auch die Allgemeinheit ernten oder sogar pflanzen.
Manche Pachtgeber, wie z.B. die Kirche, schließen ihre Verträge nur mit Einzelpersonen, nicht aber mit Vereinen ab.
Mittlerweile ist die Sehnsucht der Städter*innen nach dem eigenen grünen Fleckchen unübersehbar. Wer die Tomaten nur mehr in der Rechteckverpackung aus dem Supermarkt kennt, bekommt leicht Lust selbst etwas wachsen zu lassen. Die Wartelisten für Beete sind bereits lang, doch es werden immer wieder Plätze frei: Menschen ziehen um, die Kinder haben keine Lust mehr oder es macht doch mehr Arbeit als gedacht. Der Großteil ist jedoch sehr zufrieden mit dem neuen Stückchen Lebensqualität und Rückbindung an die Natur.
Wenn Sie Lust bekommen haben, schauen Sie doch am 15. Juni beim Tag der offenen Gärten in ein paar dieser kleinen städtischen essbaren oder blühenden Grünoasen hinein und lassen Sie sich von den Gärtner*innen was erzählen.