Balkonkisterl – für viele Jahre

[ih] Wie in der Natur und im Garten können uns Pflanzen auch im Balkonkistel mehr als nur einen Sommer lang beglücken. Im Blumenhandel können Sie viele bunte Sommerblüher erstehen: einsetzen, hoffentlich einen Sommer lang genießen und im Herbst weg damit. Zurück bleibt ein leeres, kahles Kistel, bis im nächsten Frühjahr die Pflanzerei von vorne beginnt.

Das geht auch anders: Wenn Sie Stauden oder Zwergsträucher wählen, sind das Pflanzen, die jedes Jahr aufs neue austreiben und blühen. Sie müssen nicht jeden Frühling neue Pflanzen kaufen und haben bei etlichen Mehrjährigen auch im Winter immergrüne Blätter oder zierliche, trockene Blütenstände vor dem Fenster.

Einmal eingesetzt kommen winterharte Pflanzen jeden Frühling wieder und besiedeln im Laufe der Jahre Ihr Kistel immer dichter. Fällt doch die eine oder andere Pflanze aus oder fühlt sich am gegebenen Platz nicht wohl, wird die Lücke meist rasch von den neben stehenden Pflanzen in Besitz genommen oder Sie können die Lücke mit einer neuen Staude füllen.

Bei der Auswahl achte ich sehr auf die Herkunft der Pflanzen. Heimischen Arten, die in unseren Breiten wachsen und in unseren Gärtnereien gezogen wurden, gebe ich den Vorzug. Das spart viele Ressourcen und die Pflanzen sind bereits an unser Klima angepasst. Sie gedeihen daher meist problemlos. Besonders bevorzuge ich heimische Wildarten, Pflanzen, die nicht zu übernatürlichen Dimensionen hoch gezüchtet sind, denn sie sind robuster und benötigen weniger Pflege, Wasser und Dünger. Ich freue mich an der zarten Schönheit der „Wilden“ und finde, dass sie viel besser auf meinen kleinen Balkon passen. Auch Tiere, wie Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und Marienkäfer finden das, denn die einfachen Blüten der Wilden bieten ihnen meist viel Pollen und Nektar, während bei den hochgezüchteten gefüllten Blüten die Nektarblätter in Blütenblätter umgewandelt sind, kaum Pollen vorhanden ist und es daher nichts Nahrhaftes zu fressen gibt.

Kräuterkistel – der Klassiker

Die meisten Kräuter sind mehrjährige Stauden oder Zwergsträucher. Sie machen uns – und Insekten – also viele Jahre Freude. So ein Kräuterkisterl lässt sich die ganze Gartensaison neu anlegen.

Bei der Wahl der Kräuter und ihrer Zusammensetzung muss auf den Standort des Kistels geachtet werden. Manche lieben‘s heiß und trocken, andere brauchen‘s feuchter und tiefgründig.

Das tiefgründige Kräuterkistel

Schnittlauch und Schnittknoblauch, er lässt sich als milder Knoblauchersatz verwenden, lieben nährstoffreichen Boden, nicht zu nass und nicht zu trocken. Auch Minzen und Melissen – es gibt viele verschiedene Sorten mit unterschiedlichem Aroma und Geschmack – haben es gerne tiefgründiger und feuchter. Sie gedeihen gut miteinander, breiten sich gerne aus und wandern mit den Jahren durch den Topf. Sie sollten daher von Zeit zu Zeit umgepflanzt werden.

Petersil ist eine zweijährige Pflanze, die im ersten Jahr die Blätter, die wir gerne essen, bildet. Sie schiebt im zweiten Jahr den Blütentrieb aus der Mitte, die nachwachsenden Blätter sind kleiner und meist härter. Daher ist eine jährliche Neupflanzung oder Aussaat zu empfehlen. Petersil und Schnittlauch vertragen sich gut mit Erdbeeren, warum also nicht zwischen die Kräuter kleine Monatserdbeeren für Naschkatzen setzen!

Rucola keimt schnell und gut, besonders die jungen Blättchen schmecken köstlich zart und scharf. Ernten Sie, indem Sie die unteren Blätter pflücken und lassen Sie ein paar Pflänzchen blühen und fruchten. So samt sich Rucola selbst aus bzw. können Sie Samen für die nächste Aussaat abnehmen. Ich bevorzuge die heimische Art, genannt wilde Rauke (Diplotaxis tenuifolia). Sie ist robuster, hat kleinere Blätter und intensiveren Geschmack als ihre südliche Verwandte. Rucola wächst mehrjährig, ist also auch im nächsten Jahr da, aber Sie können auch mehrere Male im Jahr neu aussäen und die ganz jungen Blatttriebe genießen.

In den letzten Jahren ganz besonders beliebt, hat sich auf fast jedem Fensterbankerl Basilikum den Platz an der Sonne erobert. Als ausgesprochener Südländer ist es bei uns nicht winterhart und wird daher jährlich neu gepflanzt. Es gibt viele verschiedene Sorten. Die kleinblättrigen sind meist robuster, trockentoleranter und weniger pilzanfällig. Ich nehme gerne Strauchbasilikum, als mehrjährige Staude kann es den Winter auf meiner Fensterbank überdauern um erst Ende Mai wieder auf den Balkon zu wandern. Kaufen Sie ein Jungpflänzchen beim Gärtner, sie werden staunen, wie sich dieses zu einer stattlichen kleinen Staude entwickelt.

Ernten Sie, indem Sie die Triebspitzen mit den obersten Blättern abbrechen. Dadurch wird die Bildung von Seitentrieben angeregt und sie wird dichter und buschig. Auch die Blüten sind hübsch, nektarreich und daher für viele Tiere interessant.

Tipp

Basilikum und Paradeiser harmonieren nicht nur im Kochtopf, auch im Pflanztopf ergänzen sie sich prächtig. Wenn Sie also gerne Tomaten auf ihrem Balkon naschen möchten:

Die kleinen Früchte verschiedener strauchartiger Cherry-Tomaten eignen sich besonders gut und lassen sich ausgezeichnet in einem Zehnliter-Kübel oder Sack auf dem Balkon ziehen – dann setzen Sie gleich das passende Gewürz – ein Basilikumpflänzchen – dazu.

Ein Kräuterkistel für den Südbalkon

Auf der sonnigen Seite wird es vielen Pflanzen im Sommer schnell zu heiß und zu trocken. Pflanzen, die im Süden rund ums Mittelmeer beheimatet sind, sind an solche Bedingungen gut angepasst, daher kommen sie auch auf Plätzen, die den ganzen Tag von der Sonne beschienen werden, gut zu recht.

Dazu gehören viele Kräuter: verschiedene Thymianarten, Salbei, Oregano, Majoran, Bergbohnenkraut, Rosmarin und Currykraut. Aber Achtung: Im Winter wird es einigen bei uns zu kalt, vor allem die letzten beiden benötigen ein frostfreies Winterquartier. So ein „südländischer“ Kräutertrog sollte daher im kühlen Hausflur überwintern dürfen.

Erst im Frühjahr werden alle Stauden und Zwergsträucher stark zurück geschnitten und sind wieder bereit für ihren Sonnenplatz auf dem Balkon.

Zwischen all den Kräutern ragen in meinem Kistel rosa Blütchen von „Stoanagerl“ – Karthäusernelke – in die Höhe, auch sie fühlen sich auf sonnigem, trockenem Boden wohl und setzen zwischen den Kräutern hübsche Akzente.

Wenig empfindlich, dafür duftend und hübsch blühend ist die Katzenminze. Wenn sie während der Saison öfter zurück geschnitten wird, dankt sie es mit vielen neuen Blüten. Und: Ihre Hauskatze wird sie lieben und sich vielleicht auch genüsslich im Balkonkisterl wälzen.

Ein Balkonkistel für die Nordwand

Da kommt ja nie Sonne hin, da wächst doch nichts! Weit gefehlt! Auch unter Bäumen wachsen doch Pflanzen, die fühlen sich auch am Nordfenster ganz wohl.

Schattige Plätze sind in der Natur häufig feuchter, daher brauchen viele Schattenkünstler Erde, die nicht austrocknen darf.

Viele Farne fühlen sich im feuchten Schatten wohl und beeindrucken mit unterschiedlichsten Blattformen. Die Polster der blau blühenden Poleiminze und gelben Waldsteinie bedecken den Boden. Dazwischen machen sich die zierlichen Blütenstände von Astilben und schmalen Grashalme der Waldhainsimse besonders hübsch oder die zarten Blütenkugeln der Kleinen Sterndolde. Im Laubwald einen hübschen Blütenteppich ausbreitend, fühlen sich Lerchensporn und Storchenschnabel auch im Blumentrog am Nordfenster wohl.

Als Schattenkünstler sei noch der Efeu genannt, der ebenfalls mit den sparsamen Bedingungen eines Blumenkistels zurecht kommt und langsam, aber stetig seine Umgebung erobert. Im Frühjahr ist ein kräftiger Rückschnitt wichtig, damit er sich nicht in Mauerritzen einnisten kann. Es gibt mehrere Sorten, die auch mit kleineren, schmal geschlitzten oder weiß umrandeten Blättern aufwarten. Das blau blühende Kleine Immergrün wächst ebenfalls bodendeckend, schaut gerne auch über den Tellerrand und lässt dabei seine langen Triebe schon mal in Nachbars Balkon wachsen.

Als schattenliebende Gartenpflanzen, die jedoch bei uns nicht heimisch sind, haben sich die Rankenlose Schaumkerze, Zwergherzblume oder das himmelblau blühende Waldgedenkemein gut etabliert.

Urlaub: Wer versorgt die Pflanzen?

Der richtige Standort

Durch starke Sonneneinstrahlung und Wind wird sehr viel Wasser verdunstet, sodass im Hochsommer Balkonpflanzen oft sogar zweimal pro Tag gegossen werden müssen. Eine automatische Bewässerung wäre wohl die beste Wahl. Was tun, wenn das nicht möglich ist?

Eine Standortveränderung innerhalb der eigenen vier Wände kann die Situation abmildern. Gibt es einen Schattenplatz, näher der Hausmauer, oder am Nord- oder Ostfenster? Wenn die Pflanztröge eng zusammen gestellt sind, sind sie leichter zu versorgen und Aufheizung und Verdunstung sind geringer. Hohe Untertöpfe können als Wasserreservoir dienen. Empfindliche Pflanzen sind während des Urlaubs mitunter in der Wohnung besser aufgehoben und trocknen dort weniger schnell aus, wenn sie nicht direkter Sonne und Wind ausgesetzt sind.

Tipp gegen Austrocknen der Erde: Mulchen

Um das Erhitzen der dunklen Erdoberfläche und schnelle Austrocknen zu vermindern, mulchen gewiefte Gärtner*innen ihre Pflanzen. Das lässt sich auch bei Balkonkästen durchführen.

Was heißt mulchen?

Eine alte Bauernregel dazu lautet: „Der Himmel soll die Erde nicht sehen!“

Das bedeutet, dass der Boden immer bedeckt sein soll, damit er nicht austrocknet, überhitzt oder bei Starkregen verschlämmt oder gar weggeschwemmt wird. In der Natur geschieht diese Abdeckung meist durch ein dichtes Blätterdach. Biobauern sähen Zwischen- oder Nachfrüchte aus, damit zwischen den Kulturpflanzen und nach der Ernte der Boden bedeckt bleibt.

In Gärten, Beeten und Trögen können offene Bodenstellen z.B. rund um Jungpflanzen und Gemüse mit Mulchmaterial bedeckt werden. Dazu eignet sich angetrockneter Grasschnitt oder Häckselmaterial.

Aber auch Beikräuter, die unerwünscht zwischen den Pflänzchen gewachsen sind und daher gejätet oder auszupft wurden, können auf der Erde (am besten mit der Gartenschere etwas zerschnipselt) einfach liegen bleiben. Sie trocknen ab und ergeben eine gute Pufferdecke zwischen Himmel und Erde und schützen so die Kulturpflanzen. Das organische Material wirkt zusätzlich bei seinem langsamen Zerfall als guter Dünger.

Im sonnigen Süden übernimmt oftmals Sand und Kies die schützende Aufgabe. Auch in unseren sonnexponierten Kräuterbeeten kann eine Schicht heller Kies den darunter liegenden Boden schützen und sieht außerdem attraktiv aus.

Bewässerung

Wie werden meine Pflanzen gut mit Wasser versorgt, wenn ich auf Urlaub bin? Die einfachste Möglichkeit: Nachbarn bitten, dass sie täglich gießen. Was aber, wenn die auch auf Urlaub sind? Es geht auch anders:

Die erste Maßnahme setzen Sie bereits beim Aussuchen der Pflanzgefäße: je größer und tiefer, desto besser. Außerdem sollten die Behälter ein Wasserreservoir haben. Viele der angebotenen Tröge haben einen doppelten Boden, sodass Wasser gesammelt und dann nach Bedarf an die Pflanzen abgegeben wird.

Mit ein paar Tricks lassen sich alte Balkonkästen oder andere Gefäße zu Pflanzbehältern mit Wasserspeicher umbauen. Auch ein Kübel oder Maurertrog eignet sich als Pflanztrog für die Terrasse, wenn er entsprechend adaptiert wurde.

Drainageschicht

Jeder Pflanzenbehälter sollte im unteren Bereich Wasser sammeln können, ohne dass die Wurzeln der Pflanzen ertrinken. Dazu ist eine Drainage-Schicht notwendig. Damit Wasserüberschuss abrinnen kann, werden einige kleine Löcher im unteren Viertel der Seitenwände des Behälters gebohrt. Nun wird Drainagematerial mindestens bis zur Höhe der gebohrten Löcher eingefüllt. Dazu eignen  sich Scherben von alten Tontöpfen, Ziegelsplitt, auch Ziegelsteine, Schotter, Sand, Lecca. Ich verwende Pflanzenkohle (Grillkohle), sie puffert gut und hat weniger Eigengewicht gegenüber Sand, etc., was bei Trögen auf dem Balkon wichtig sein kann. Damit die Erde, die darüber aufgefüllt wird, nicht hinunter rieselt, ist eine saugfähige Sperrschicht sinnvoll. Das kann ein Stück Jute, Vlies oder ein Stück Baumwollstoff, z.B. ein altes Leintuch sein. Das wird auf die Drainageschicht gelegt. Darauf kann nun Erde eingefüllt und die Pflanzen eingesetzt werden.

Weinflasche als Wassertank

Eine Flasche oder ein anderer großer Wasserbehälter (z.B. Plastikkanister, der ansonsten im Müll entsorgt würde) wird mit Wasser befüllt und neben (noch besser etwas erhöht) dem Pflanzentopf aufgestellt. Eine dicke, saugfähige Schnur soll als Wasserleitung dienen. Damit die Saugwirkung funktioniert, muss als erstes die Schnur vollkommen durchnässt werden. Dann wird das eine Ende der nassen Schnur in die Flasche mit Wasser gesteckt (es soll den Boden erreichen) und das andere Ende in der Erde des Pflanztopfes vergraben. Über Kapillarwirkung saugt die austrocknende Erde ständig Wasser aus dem Behälter nach, der Boden bleibt feucht, die Pflanzen werden ausreichend mit Wasser versorgt.

Als „Wasserleitung“ eignen sich dicke, saugfähige Schnüre (z.B. Kordeln, wie sie als Griffe bei vielen Papiertaschen verwendet werden). Sie lassen sich auch aus altem Baumwollstoff selbst herstellen, indem man schmale Stoffbänder abreißt und diese zu einem Zopf flechtet oder zu einer Kordel zwirnt.

Ähnlich funktionierende Bewässerungsschläuche mit Tonkegeln als Saughilfe werden auch im Fachhandel angeboten. Und: Je größer der Wassertank ist, desto seltener müssen die Nachbarn nachfüllen!

Noch ein Tipp zum Gießen

Sie trinken gerne Tee, besonders Kräutertee, aber manchmal bleibt ein Rest übrig? Viel zu schade um ihn einfach in den Abfluss zu schütten! Ihre Blumen freuen sich ebenso über Tee, denn er enthält viele Stoffe, die nicht nur für Sie sondern auch für Pflanzen gesund sind. Lassen Sie also Ihre Kräuter schluckweise den kalten Tee trinken!