Wohnen rund um den Wiesbergpark

Ich selbst wohne hier schon seit 1993. Ich bin als Single in eine 35m2 Wohnung im Gemeindebau eingezogen, an-fangs. habe ich die Miete bei der Hausmeisterin bar bezahlt.
Dann habe ich einen Mann kennengelernt und eine Familie gegründet. Kurz vor unserem 2. Kind ist der Nachbar aus-gezogen und wir konnten die zwei Wohnungen zusammenlegen.
Es gibt einen Innenhof mit Grasflächen, die man nicht benutzen darf, trotzdem wird das Gras mit lauten Geräten kurz gehalten. Einmal, zum Schulschluss meiner Tochter, haben wir im Hof gegrillt. Das war möglich, weil die Hausmeisterin das Deutsch von meinem Mann nicht verstanden und ihm (unserer Meinung nach) die Erlaubnis dazu gegeben hat.
Was das Wohnen hier aber so schön macht, ist der Park vor dem Haus. Da ist Lebendigkeit. Wenn es warm ist, sind Menschen da.
In einem Haus gegenüber wohnt Kathrine, die seit dem ersten Parkprojekt immer eine Verbindung (bunte Fahnen) von ihrem Fenster zum Baum gespannt hat und so das Innen der Wohnung mit dem Außen des Parks verbindet.
Das nächste Haus ist auf andere Weise bunt. Der Vermieter hat keine Homepage, nur eine Telefonnummer, trotzdem steht nie eine Wohnung leer. Hier wohnen Menschen aus verschiedenen Nationen, manche von ihnen vor dem Krieg geflüchtet. Eine davon ist Dalia aus Aleppo, die hier mit ihrem Mann, einem Künstler, und ihren beiden Söhnen in einer für sie kleinen Wohnung lebt. In Syrien war ihre Wohnung groß, jetzt steht man schon mitten in der Küche, wenn die Tür geöffnet wird.
Zwei Stockwerke höher wohnt eine Frau, die hier alle kennen. Wer tatkräftige Unterstützung braucht, kommt zu ihr.
Drei Häuser weiter wohnt im frisch renovierten Gemeindebau seit bald einem Jahr eine Familie mit jordanischen Wurzeln. Ihre 100m2 Wohnung ist geschmackvoll eingerichtet. Der Herr des Hauses behauptet, er setze um, was seine Frau sich wünscht, doch eine kleine Ecke hat er nach seinem eigenen Geschmack gestaltet.
Gegenüber befindet sich die Arge Obdachlosenhilfe. Mit den von ihnen durchgeführten Räumungen und dem Floh-markt finanzieren sie mittlerweile 6 Wohnhäuser für ehemals Obdachlose. Laut Selbstbeschreibung so:
„Anders als konventionell betreuende Sozialarbeit stellt die ARGE Wien mit ihrem Konzept der bedürfnisorientierten Sozialarbeit nicht die Defizite, sondern die Autonomie, die Selbstbestimmung und die Würde der Menschen in den Mittelpunkt. Daher macht sie ohne Belehrungen, Verbesserungsansprüche oder Bevormundungen Angebote, die die Bedürfnisse, wegen derer Menschen die ARGE Wien aufsuchen, decken sollen.“
Ein Mitarbeiter sagt, dass er auf seinem Weg von der U-Bahn bis zur ARGE in den letzten zehn Jahren immer an ir-gendeiner anderen Baustelle vorbeigekommen ist.
Die Veränderungen bemerkt man auch an den Benützer*innen vom Park.
gudrun