Die gute Seele des Gemeindebaus
Das „wohnpartner“-Team aus dem 14. und 16. Bezirk gewährte den VORwORTen einen Einblick in ihren Arbeitsalltag und erzählte uns über seine Arbeit in der Praxis. Wir waren erstaunt darüber, was für ein sozial hochqualitatives Angebot den Bewohner*innen von Gemeindebauten gemacht wird.
wohnpartner ist eine Serviceeinrichtung der Stadt Wien. Ihre Hauptaktivität ist die Förderung der guten Nachbarschaft im Gemeindebau. Entstanden aus der Gebietsbetreuung, zuständig für Gemeindebauten, wurde wohnpartner im Jahr 2010 zu einer eigenständigen Institution, die sich von der Gebietsbetreuung abgekoppelt hat.
Sie initiiert und unterstützt Projekte und Vorhaben von Gemeindebaubewohner*innen. Die rund 150 Mitarbeiter*innen kommen aus verschiedensten Bereichen: Landschaftsplanung, Jus, Sozialpädagogik, Mediation, Kunsttherapie, Psychologie, Sozialwissenschaft, etc.
Wie wird die gute Nachbarschaft gefördert?
Wenn es um Konflikte zwischen Bewohner*innen oder Gruppen von Bewohner*innen geht, stehen die wohnpartner-Mitarbeiter*innen als beratende Expert*innen zur Verfügung. Und sie kümmern sich um das soziale Leben im Gemeindebau. Sie tun all dies, wofür eine Hausverwaltung keine Ressourcen hat. Sie sind sozusagen die „gute Seele“ des Gemeindebaus. Will man einen Gemeinschaftsgarten gründen oder auch nur beim Garteln mitmachen, sucht man einen Gemeinschaftsraum, will man eine Ausstellung machen oder einen Flohmarkt, hat man das Bedürfnis nach einem Bücherkiosk − mit all diesen Anliegen kann man zu wohnpartner kommen und die Mitarbeiter*innen vor Ort unterstützen die Bewohner*innen bei der Planung und Umsetzung.
Hilfestellung bei Konflikten
Die Hälfte der Anliegen, die wohnpartner zugetragen werden, betreffen Lärm und Ruhestörung – die Hauptquelle für Konflikte im Gemeindebau. Aber auch Persönliches, Tierhaltung und die Hofbenützung, sind Quellen von Konflikten. So kann es sein, dass manche Leute einfach in Ruhe auf der Parkbank sitzen wollen und Jugendliche im gleichen Hof Spaß haben und dabei Lärm machen – ein Klassiker unter den Hofkonflikten.
Wenn sich nun eine Bewohner*in von jemandem anderen gestört fühlt, ist es aber nicht die Aufgabe von wohnpartner „für Ordnung zu sorgen“. Vielmehr geht es darum, zu schauen: Wer ist an dem Konflikt beteiligt? Ist es möglich, die Streitparteien an einen Tisch zu bringen, damit man sich „zusammenreden“ kann? Dabei kann man auch auf die Hilfe von ausgebildeten Mediator*innen zurückgreifen. Und tatsächlich, die überwiegende Mehrheit der Anliegen, die von allen Beteiligten aktiv „bearbeitet“ werden, kommen auch zu einer guten Lösung – eine win-win-Situation. So hat jede*r was davon.
Vernetzung mit anderen Institutionen
Manchmal kommt es vor, dass Bewohner*innen mit Anliegen, die eigentlich die Hausverwaltung Wiener Wohnen betreffen, zu wohnpartner kommen – wenn zum Beispiel die Therme defekt oder der Aufzug verschmutzt ist. In diesem Fall wird ein Clearing gemacht, also geklärt, worum es geht und wer tatsächlich zuständig ist. So muss ein verschmutzter Aufzug in erster Linie gereinigt werden, wofür die Hausverwaltung zuständig ist. Ist es allerdings kein Einzelfall und geht es vielmehr darum, gemeinsam mit den Mieter*innen am Thema Verschmutzung und Müll im Wohnhaus zu arbeiten, dann stehen die wohnpartner-Mitarbeiter*innen den Beteiligten gerne zur Seite.
Die wohnpartner-Mitarbeiter*innen stehen zur Verfügung, wenn die Beteiligten bereit sind, aktiv an einer Lösung mitzuarbeiten, so dass verschmutzte Aufzüge der Vergangenheit angehören. In komplizierten Fällen bietet wohnpartner auch an, mit allen Beteiligten, Menschen und Organisationen, einen „Runden Tisch“ zu veranstalten, sich zusammenzusetzen und das Problem gebündelt anzugehen. So ist wohnpartner auch mit anderen Institutionen wie der Grätzelpolizei, dem Jugendamt oder dem Psychosozialen Dienst gut vernetzt. So können, wenn nötig, schnell und unkompliziert Spezialist*innen eingebunden werden und eine schnellere und ganzheitlichere Bearbeitung des jeweiligen Problems ermöglichen.
Der Knackpunkt bei dieser Art von Arbeit ist, dass sich die Beteiligten aktiv einbringen, sich eigenverantwortlich Unterstützung holen. Dafür muss aber auch der Wille zur Lösung da sein. wohnpartner ist also nicht dazu da, Störenfriede zu „sanktionieren“, sondern sie bieten sich als Plattform an, dass gemeinsam an den Problemen gearbeitet werden kann.
Arbeit mit und für die Gemeinschaft im Gemeindebau
Die Beispiele zeigen: Miteinander reden wirkt: Die Nachbar*innen sind doch nicht solche „Ungustln“ wie gedacht. Und sie wollen eigentlich eh auch nur in Ruhe „ihr Ding“ machen. Mit den meisten kann man sich „zusammenraufen“ und daraus können erstaunliche Dinge geschehen:
Nachdem es im Anton-Figl-Hof wegen Lärmbelästigung zwischen einigen Parteien ziemlich gekracht hat, haben die sich ins Zeug gelegt und gemeinsam mit den wohnpartner-Mitarbeiter*innen vor Ort Ideen für ein besseres Zusammenleben entwickelt. Daraus ist ein Gemeinschaftsraum entstanden, in dem sich die Gruppe nun regelmäßig trifft, zweimal die Woche zum gemeinsamen Plaudern. Zeit, um zu besprechen, was im Hof ansteht. wohnpartner ist oft dabei, aber nicht immer. Auch sonst tut sich was im Gemeinschaftsraum: In einem Teil des Raums gibt es eine Art Flohmarkt: Die Bewohner*innen können Dinge, die sie nicht mehr brauchen, hinbringen und sich mitnehmen, was sie möchten. Alles kostenfrei, versteht sich.
Doch das ging nicht von heute auf morgen. Für gute Nachbarschaft braucht man Zeit, Geduld und viele Treffen. Eine Mieterversammlung, zu der rund 30 Personen gekommen sind, hat bei der Ideenfindung ebenso geholfen wie die laufende Begleitung von wohnpartner.
Gemeinsames Tun
Der Gemeinschaftsraum zeigt: Gemeinsam etwas zu tun ist eine gute Basis fürs Zusammenleben im Hof. Das zeigt sich auch bei den Hochbeeten. Im Sandleitenhof gibt es 18 Beete, die gemeinsam bepflanzt und betreut werden. Auch dabei haben die wohnpartner-Mitarbeiter *innen kräftig unterstützt: Am Anfang wirkt es ungewohnt, doch nach ein paar gut angeleiteten Treffen geht viel schon von allein. So hilft man einander beim Bauen von neuen Hochbeeten aus alten Paletten oder beim Transportieren von Pflanzen und Erde.
Eine gemeinsame „Sprache“ ist wichtig, erzählt das wohnpartner-Team. Damit ist aber nicht Deutsch, Türkisch oder Chinesisch gemeint, sondern etwas, das alle können und tun. In einem Fall war Schach die gemeinsame Sprache: Die wohnpartner-Mitarbeiter*innen haben herausgefunden, dass die afghanische Familie genauso gern Schach spielt wie ihre alteingesessenen österreichischen Nachbarn. Sie hatten jedoch keinen Kontakt zueinander. Schließlich haben sie einen Schachtrainer in den Hof geholt, der auch anderen Bewohner*innen das Spiel beigebracht hat.
Plötzlich gab es etwas Verbindendes, das alle konnten, machten und mochten. Das Zusammenleben hat sich dadurch deutlich verbessert.
itr + im
wohnpartner im Überblick
Bieten Hilfe für gutes Zusammenleben im Gemeindebau
– wenn’s Ärger gibt (Konfliktarbeit)
– für gemeinsame Projekte und Aktivitäten (Gemeinwesenarbeit)
26 Standorte in ganz Wien
150 Mitarbeiter*innen
4-5 Mitarbeiter*innen pro Bezirk
Kontakt:
Anrufen und Termin vereinbaren:
Penzing: 01 24503-14080
Ottakring: 01 24503-16084
Besuche willkommen:
1140 Wien: Rottstraße Ecke Felbigergasse, Freitag 9-13 Uhr
1160 Wien: Mateottiplatz 3, Dienstag 14-18 Uhr
website