Craftistas – eine WERKstatt für Frauen*
Craftistas Wien
Mit leichter Hand Elektroinstallationen
Eine Elektromeisterin ist für den Workshop in die Werkstatt gekommen. Die Teilnehmerinnen* müssen so einiges lernen. Beim Abmanteln dürfen keine Kerben im Draht entstehen. Das müssen wir mit leichter Hand üben. „Zamzwicken“, auslassen, abziehen – und zwar ohne Kerben! – Wie gesagt: gar nicht so leicht. Gelb-grün ist der Schutzleiter, braun ist die Phase und bei dem blauen Kabel ist keine Spannung drauf. Da das Schutzleiter-Kabel als letztes abreißen soll, ist das gelb-grüne das längste. Eine Sicherung ist übrigens eine „Sollbruchstelle“. Ein Plan wird groß aufgezeichnet: „Die einfache Ausschaltung mit Steckdose“ nennt sich der. Wir müssen diesen Plan auf Kabelbrettern, also Brettern mit mehreren Löchern, durch die die Kabel gezogen und dann richtig miteinander verbunden werden, nachbauen. Das dauert eine Weile, aber am Ende leuchtet die Glühbirne!
Hochbeet und Palettenmöbel
Im Oktober 2013 wurde der Verein „Craftistas Wien – Offene Frauen*WERKstatt“ gegründet. Der Verein arbeitet eng mit dem Verein SUNWORK – Bildungsalternativen für Frauen und Mädchen zusammen, der in denselben Räumen noch andere Projekte betreibt. Im Innenhof gibt es Hochbeete mit integriertem Wurmkompost für Salat, Tomaten, Kürbis und Knoblauch. Eine Tischlerin baut diese Holzkisten gemeinsam mit Besucherinnen*. In Workshops gebaute Palettenmöbel stehen in der Sonne. Die Seitenflügel unseres schönen alten Gebäudes, das gerade umgebaut wird, sind noch mit Pawlatschen versehen. In der Werkstatt gibt es eine Elektrotechnikerin und Tischlerinnen, die unterstützen, wenn eine etwas braucht. Schlosserininnen und eine Fahrradmechanikerin gibt es auch. Unter ihrer Anleitung wurden die künstlerischen Elemente am Fahrradständer zusammengeschweißt. Vieles ist möglich in der „Offenen WERKstatt“ Nachbar*innen haben unterschiedliche Anliegen: Ein „Schupfregal“ für die Keramik-Werkstatt ums Eck, Türangeln anpassen an neue Türen oder einmal Siebdruck oder Feldenkrais ausprobieren, eigenen Schmuck aus Buntmetallen entwerfen und fertigen – für jede ist etwas dabei.
Es muss nicht immer die Kreissäge sein …
Vor der Türe wird mit Schutzbrille und Handschuhen Seife gerührt. Nicht nur bei der Arbeit mit Maschinen wie Kreissäge oder Winkelschleifer sollten wir unsere Augen und Hände schützen. 90 Grad Celsius entwickelt die Flüssigkeit. Dann wird die Seife in selbst gebaute Holzkästchen eingefüllt und muss auskühlen und „reifen“. Kann bis zu sechs Wochen dauern – in der Zeit wird sie noch „brennende Seife“ genannt, erklärt die Anleiterin. Am großen Arbeitstisch rechnen zwei Frauen* mit dem „Seifenrechner“ am Computer aus, wieviel Natronlauge und Wasser für den Verseifungsprozess gebraucht wird. Gartenseife! Gibt es! Orangenseife! Gurkenseife! Kaffeeseife hilft gegen Gerüche an den Fingern: Nach dem Zwiebelschneiden zum Beispiel.
Bei uns ist immer etwas los, in der Werkstatt „Craftistas“: Die unterschiedlichsten Frauen* verwirklichen ihre Projekte. Im Nähmaschinen-Workshop tauschen sich junge und ältere, Alt- und Neu-Ottakringerinnen* über ihre Lieblingstextilien aus.
Im Kopfschmerz-Workshop packen 13 Teilnehmerinnen* ihre Füße auf den Tisch, um die Fußmassage zu lernen. 81 Kreise auf der Fußsohle!
Hier werden die unterschiedlichsten Sprachen gesprochen. Zur Not verständigen sich die Frauen* mit Händen und Füßen und das Lachen ist sowieso international. Jedes Mädchen*, jede Frau* kann mitmachen. Jede kann Vorschläge machen was getan oder gelernt werden soll.
Craftistas Wien – offene Frauen*Werkstatt. www.craftistas.at
Als Craftistas bezeichnen sich Aktivistinnen, die ihre Ziele mittels Handwerk (= craft) und durch “Selber-Machen“ (= activism) verfolgen.
Eingeladen sind alle Frauen* (* bedeutet: alle, die sich als solche verstehen).